Quelle: Hanser Verlag |
"Empörung" also. So lautet einer von Roths Romanen. Es ist die literarische Empörung über vergangene Zeiten. Die amerikanischen Fünfzigerjahre, die Verlogenheit und die dazugehörige repressive Unart, alles zu unterdrücken, was sich nicht in die Masse einpasste - das ist das Sujet von "Empörung". Am Rande des Koreakrieges beschreibt ein junger Mann, was ihm auf der Hochschule ereilt, zwischen ersten sexuellen Abenteuern und einem bigotten Umfeld, zwischen ekelhaften Kommilitonen und selbstherrlichen Lehrern. Der gluckenhafte Vater treibt Marcus, den Erzähler, auf ein fernes College - nach Winesburg, wo Hase und Igel und Bigotterie und Heuchelei sich gute Nacht sagen. Was als Neubeginn ohne Vater geplant war, endete tödlich. Dem Leser ist somit allerdings nicht zu viel verraten, denn Roth teilt ihm bereits nach wenigen Seiten mit, dass der Erzähler im Nichts weilt.
Der Autor erzählt elegant. Es gelingt ihm die Verdichtung von Atmosphäre und souveränem Stil. Er konstruiert ein Fallbeispiel des McCarthyismus, ohne dabei die politischen Rahmenbedingungen so einzuflechten, dass sie als eigentliche Hauptprotagonisten glänzen würden. Lediglich der Koreakrieg schwebt als dumpfe Gefahr, als Menetekel im Hintergrund und taucht die Erzählung in graues Licht. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Roth, obwohl er sich in der amerikanischen Vergangenheit bewegt, damit auch die aktuellen Verhältnisse beleuchtet. Der reaktionäre Religionseifer mancher amerikanischer Eliten, er war jedenfalls damals wie heute eine gefährliche Erscheinung.
"Empörung" von Philip Roth erschien im Hanser Verlag.
Ich mag Philip Roth sehr - und das Buch habe ich noch gar nicht gelesen. Sollte ich wohl in jedem Fall schnell nachholen!
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