Quelle: Hanser Verlag |
Es ist die Geschichte eines jungen Rumäniendeutschen, der die sowjetische Rache der Nachkriegszeit am eigenen Leib zu spüren bekommt. Man deportiert ihn und viele andere Rumäniendeutsche in ein Arbeitslager in der Ukraine. Dort angekommen entfesselt Herta Müller Entbehrung, Kälte, Hunger und Willkür. Sie beschwört diesen höllischen Ort in poetischen Metaphern, macht bildlich, was nicht mal mehr Bilder darzustellen verstehen. Die Schönheit ihrer Sprache macht die Hässlichkeit der beschriebenen Wirklichkeit kenntlich. Gegensätze, die sich skurrilerweise anziehen!
Wenn auch das Elend tobt, es hat sich nicht in die Sprache des Erzählers, der der besagte Rumäniendeutsche ist, eingenistet. Obgleich "Atemschaukel" ein Roman ist, der von Anpassung, von Akklimatisierung mit seinem Peiniger erzählt, gleichen sich die Worte des Erzählers nicht seinem Umfeld an. Der schroffe Gegensatz zwischen realer und erzählter Welt betont die traurige Erfahrung, die der junge Mann gemacht hat; eine Erfahrung, die für alle Zeiten an ihm haften bleibt. Herta Müller reihte sich mit "Atemschaukel" in die Riege jener Literaten ein, die über Deportation und Lagerleben schrieben - über die explizite Erfahrung des vergangenen Jahrhunderts, wie man besorgt, mit einen Blick auf Guantánamo und Abu Ghuraib, hoffen möchte. Sie thematisiert damit die relativ unbekannte Geschichte der Rumäniendeutschen, die bitter unter Stalins Vergeltung litten.
"Atemschaukel" von Herta Müller erschien im Hanser Verlag.
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