Mittwoch, 26. Oktober 2011

Wider künstlicher Naturgesetze

Quelle: Amazon.de
Er ist seit vierzig Jahren Mitglied der parteilich organisierten Sozialdemokratie. Manchmal leidet er darunter, wie er selbst schreibt. In den letzten Jahren ganz besonders. In seiner Autobiographie, die er mit dem poetischen Titel "Als wir noch Götter waren im Mai" schmückte, erzählt Johano Strasser davon, wie einst in der SPD und in Deutschland das Willy-Fieber ausbrach, wie man von einer besseren, liberaleren Gesellschaft, von mehr gewagter Demokratie träumte - und er endet schließlich bei der heutigen Partei, bei dem, was sie heute tut, da sie sich dem Milieu derer zugeschlagen hat, die den Menschen als plumpen Nutzenmaximierer oder als Humankapital veranschlagen und demgemäß ihre Politik ausrichten. Hoffnung bleibt, liest man bei Strasser immer wieder - so auch in Fragen der Partei, in die er als junger Mann eintrat.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Nicht Deutschland, sondern das Unrecht als Feind

Quelle: Suhrkamp
Französische Widerstandskämpfer und solche, die man dafür hält, stehen zusammengepfercht in einem Viehwaggon. Sie stehen Leib an Leib, richten sich nur Nischen und Lichtungen ein, wenn jemand seine Notdurft in den bereitgestellten Eimer scheißen will. Es dampft in der Enge, es stinkt, man hört Stimmegewirr und der Erzähler, er unterhält sich mit einem jungen Mann, der die Fahrt ins Ungewisse - sie geht nach Buchenwald - nicht überleben wird. Derweil der Erzähler in seine Vergangenheit und in tiefe Gedanken entführt, wird im Waggon gestorben - in Raten, manchmal aber auch cash.

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Essen und Sein

Quelle: Amazon.de
Ein sadistisches Buch. Für Fleischfreunde: ein sadistisches Buch! Es vergällt einem den Hunger. Ebenfalls ein masochistisches. Es knüppelt das Gewissen. Informativ ist es obendrauf - nicht nur für Karnisten natürlich. Jonathan Safran Foer lieferte mit "Tiere Essen" Seiten ab, die tief ins Gemüt von Fleischessern graben. Er tut das nicht moralingesäuert, nicht oberlehrerhaft. Sein Ton ist getragen, fast erschütternd zurückhaltend. Niemand soll zur Fleischlosigkeit belehrt werden, meint Foer. Raffiniert ist das von ihm schon, sich dergestalt aus der Rolle des Moralisten stehlen zu wollen. Niemand soll fleischlos werden - aber der, der es liest, der wird. Vielleicht nicht vollumfänglich, Vegetarierer muß er deshalb nicht gleich werden. Fleischkonsum ist zu sehr anerzogen, als dass man ihn mit dem Lesen eines Buches ablegen könnte. Aber man denkt nach, wenn man kaut - und wenn es der Geldbeutel hergibt, dann kauft man so, dass man mit etwas besserem Gewissen kauen kann.